Osterkerze 2024

Liebe Gemeinde, liebe Gäste,

 

Unsere Osterkerze 2024 wurde von der Künstlerin Irene Lukes aus Bubenhausen gestaltet, wie schon in den vergangenen Jahren.

 

Die Osterkerze wirkt durch ihre warme Farbgebung in Grün-, Gold- und Orangetönen auf den ersten Blick sehr harmonisch.

 

Wir sehen ein dunkelgrünes Kreuz mit Dornenkrone auf der linken Seite und eine Blätterranke mit angedeuteter Blüte auf orangem und goldenen Hintergrund auf der rechten Seite. Zusammengehalten wird das Bild von einem goldenen Kreuz, das wie Klebstoff das Dunkle mit dem Hellen verbindet. Ganz oben erkennen wir das Alpha- und ganz unten das Omegazeichen sowie die Jahreszahl. Die Wundmale Jesu sind in goldenen Nägeln markiert.

 

Als Zeichen der Auferstehung Jesu Christi und als Hoffnungszeichen wird unsere Osterkerze in der Osterzeit bei jedem Gottesdienst angezündet. Später im Jahr werden wir sie bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen anzünden als untrügerisches Lebenszeichen und sichtbares Zeichen der Anwesenheit Christi in den Sakramenten unseres Lebens.

 

Spirituell betrachtet fügt sich in die Abbildungen dieser Kerze unser ganzes Leben ein. Wir kennen das Kreuz und die Dornenkrone auch in unserem ganz privaten Leben. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen es uns nicht gut geht, in denen wir leiden und unser Kreuz auf uns nehmen müssen. Ich denke hier an schwierige Lebenszeiten in Krankheit und Krise. In der vergangenen Fastenzeit haben wir intensiv über das Kreuz Christi nachgedacht und an seine größte Liebesbezeugung für uns Menschen, sich buchstäblich für uns kreuzigen zu lassen. Diese Opferbereitschaft Jesu hat zu unserer Rettung aus Sünde und Schuld geführt. Das Kreuz hängt deshalb selbstverständlich in unseren Häusern und Wohnungen und wird vielfältig und immerwährend angebetet.

 

Es scheint, als würde aus einem Balken des Kreuzes neues Leben auf unserer Osterkerze wachsen. Die dunklen Farben der Trauer auf der linken Seite verwandeln sich in ein helles Orange und ein strahlendes Gold. Richtig betrachtet wird uns das Kreuz immer zum Segen und zum Leben. Orange ist die Farbe der Freude und Symbolisiert unsere Unbeschwertheit und vielleicht auch die warme Jahreszeit oder unsere „guten Tage“. Die Osterzeit ist das Synonym dafür. Im Jahreskreis fällt das Osterfest auf den Frühling. Das Leben bricht erneut auf, es sprießt förmlich aus allen Ritzen und erfreut unser Auge mit neuen Farben, Blüten und Blättern. Beim Anblick der aufsteigenden Natur erleben wir mit allen Sinnen die Lebensfreude neu. Wir freuen uns über die Auferstehung Jesu und es scheint fast so, als würde die ganze Natur sich mit uns freuen und sich schön machen für dieses größte Fest der Christenheit.

 

Die Blattranke die nach oben ins Gold wächst, erzählt uns davon. Oben im Gold angekommen entfaltet sie eine goldene Blüte die wie eine Spirale oder ein Zentrum aussieht.

 

Wir wachsen also aus unserem Leben, als Ast des Kreuzes, ins Gold der Herrlichkeit Jesu Christi. Christus ist das Zentrum und das Ziel unseres Lebens. Das Ziel jeder Anstrengung in unserem Leben, jeder Dorne die sich in unser Fleisch bohrt, ist das Leben bei Gott. Dem Alpha, dem Ursprung, dem Ersten sollen wir entgegenstreben, ungeachtet unserer dunklen Schatten. Jesus weiß, dass es in unserem Leben nicht immer hell ist. Er kennt unsere menschlichen Schwächen und deckt immer wieder den Mantel seiner liebenden Nähe und Barmherzigkeit über uns, wenn wir an der Lebensader des Glaubens festhalten und weiter in Richtung des Zentrums wachsen durch Gebet und Taten der Nächstenliebe. Es gibt an dieser Lebensranke ein Blatt, das lose ist. Gerne können sie das später aus der Nähe noch betrachten. Dieses Blatt symbolisiert unsere Vergänglichkeit und auch unsere todbringende Ferne von Jesus. Es symbolisiert die, die sich freiwillig oder durch Egoismus, Zweifel und Gleichgültigkeit von Jesus entfernen und ihren Weg lieber alleine weitergehen möchten. Sie sterben ab und fallen zu Boden. Sie können das Zentrum nicht mehr erreichen. Dennoch waren sie einmal Teil des Lebens, wurden durch die Taufe hineingenommen in das Leben und wir hoffen, dass auch diese abfallenden Blätter letztlich in der barmherzigen Hand Gottes aufgefangen und nicht ganz verloren sind.

 

Im Lukas Evangelium hörten wir die Emmaus-Geschichte. Die verstörten Jünger laufen aus der Stadt hinaus. Sie sind verzweifelt und suchen Schutz in einer anderen Stadt. Zu zweit sind sie unterwegs und unterhalten sich, was geschehen ist. Im Bild der Osterkerze sind sie auf der hellgrünen Linie unterwegs. Wir können vor Jesus nicht weglaufen. Auch wenn wir noch so verzweifelt sind. Wir laufen immer Richtung Ziel und wir sind nicht allein. Erst beim Brotbrechen erkennen die Jünger, wer der Wanderer ist, den sie zu sich eingeladen haben. Christus ist auf unseren Wegen immer als Begleiter dabei. Er führt uns in Ziel. Er will unser Anfang und unser Ende sein. Er will in Freude und Leid unser Ansprechpartner und Freund sein. Durch sein schmerzhaftes Leiden, das mit den goldenen Wundmalen auf der Kerze markiert und für immer in unsere Herzen eingebrannt sein soll, will er uns zum Glück verhelfen. Zum Glück in Kreuz und Leben. Er vergoldet unsere Wunden und heilt, was erniedrigt, gedemütigt und krank ist. Das Band das alles zusammenhält, ist der goldene Weg des Glaubens – angedeutet durch das dünne goldene Kreuz. Im Glauben und in der Praxis des Gebetes, der Hingabe, Barmherzigkeit und Menschenliebe gehen wir nicht verloren. Wie das Wachs an der Kerze kleben wir an Christus wenn wir ihm ganz vertrauen und alle Wege mitgehen. Er hat es uns vorgelebt. Er hält uns fest. Er schenkt uns Liebe und Zuversicht. Er ist unser „Ein und Alles“ und an ihm dürfen wir ein „Herz und eine Seele“ sein.

 

 

Christus ist unser Leben! Durch seine Wunden sind wir geheilt!

 

Freuen wir uns in dieser Osterzeit an der Größe und Schönheit unseres Gottes, der sich nicht zu schade war, für uns zu Sterben und der sich in der Liebe von uns finden lässt. Das was wir lieben, tragen wir in unseren Herzen. Tragen wir also Jesus in unserem Herzen. Er ist die goldene Spirale in uns, das Zentrum und das Ziel unseres Lebens.

 

Waldemar Obrebski, Pfarrer